Zwei Minuten und 20 Sekunden – mehr Zeit bleibt Künstlern heute oft nicht, um ihre musikalische Geschichte zu erzählen. Diese Entwicklung zeigt sich aktuell am neuen Album von Shirin David, das für intensive Diskussionen sorgt. Doch was steckt hinter diesem Trend zu Mikro-Melodien? Die Antwort liegt tief in unserer digitalen Gegenwart: Während Bob Dylan 1965 noch sechs Minuten brauchte, um seine Geschichte in ‘Like A Rolling Stone’ zu entfalten, taktet heute der Algorithmus unseren Musikkonsum. TikTok, Spotify und Co. belohnen kurze, prägnante Songs – sie werden häufiger gestreamt, seltener übersprungen und generieren mehr Einnahmen. Interessant dabei: Wir kehren damit unbewusst zu den Wurzeln der Musikindustrie zurück. In den 1920er Jahren waren Songs aufgrund technischer Limitierungen der Schellackplatten ebenfalls nur zweieinhalb Minuten lang. Was damals die Hardware diktierte, bestimmt heute unsere schwindende Aufmerksamkeitsspanne. Doch was bedeutet diese Entwicklung für unsere mentale Gesundheit? Experten sehen sowohl Chancen als auch Risiken: Kurze Songs können in stressigen Zeiten schnelle emotionale Impulse setzen – perfekt fürs Workout oder als Energiebooster zwischendurch. Gleichzeitig trainieren wir damit unbewusst unsere ‘Wegwisch-Mentalität’. Der gesunde Mittelweg? Bewusster Musikkonsum! Gönnen Sie sich neben den kurzen Hits auch regelmässig längere Musikstücke. Das trainiert die Aufmerksamkeitsspanne und schafft wertvolle Momente der Entschleunigung. Denn manchmal brauchen grosse Gefühle eben doch mehr als zwei Minuten, um sich zu entfalten.
Musik im Wandel: Warum Songs heute kürzer werden – und was das mit unserer Psyche macht

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